Durch Amerika mit einem Mofa

Vor mehr als einem Jahr wurde ich durch Youtube auf Undermotorized Iditos, auf Olli, aufmerksam. Er fuhr mit seinem Mofa durch Amerika, ja genau mit einem Mofa. Seine Videos auf Youtube waren sehr unterhaltsam und entspannend. Deshalb schrieb ich an und fragte ihn über seine Reise aus. Und das ist das Resultat, viel Spass!

Wer bist du?

Mein Name ist Olli, 48 Jahre alt, wohnhaft im badischen zwischen Karlsruhe und Offenburg und direkt am Fuße des Schwarzwalds.

Wie bist du zum Mofa gekommen?

Ich bin mit 14 schon Mofa gefahren und dann lange Zeit nicht mehr. Vor 8 Jahren schuldete mir jemand Geld und bot mir eine Zündapp an… dieselbe, die ich auch in meiner Jugend hatte. So ging das wieder los.

Welche Mofas besitzt du?

5 x Zündapp Bergsteiger (M25 und M50)

2 x Motobecane Poney AG2 von 1948

1 x Hercules 216

1 x Zündapp 442

und noch einen Haufen Projekte und Dekorationsmopeds

Kannst du die Frankensteiger , dein Reisemofa, vorstellen?

Baujahr 1968, stand 35 Jahre lang in einem Kuhstall, zusammengewürfelt aus mehreren Fahrzeugen. Tank von einer Yamaha DS7, Lenker einer Vorkriegs DKW, usw. der Motor wurde mit Mofakult überholt und mit dem Swiing Zylinder versehen. Topspeed etwa 60kmh. Ca. 5,1PS

Wie würdest du deinen Grosskindern erklären was du im letzten Jahr gemacht hast?

Muss ich nicht, weil keine Frau und keine Kinder. Andererseits wäre diese Tour nicht möglich gewesen.

Wie kommt man auf die Idee mit einem Mofa durch Amerika zu fahren?

ich hatte die Zeit dazu und die USA schien mir noch am ehesten breisbar zu sein. Außerdem hat mich die USA schon immer interessiert.

Wie hast du dich vorbereitet?

Eher gar nicht. Bzw. nicht anders als auf einen der vorhergehenden Mopedurlaube. zelt, Schlafsack, Ersatzteile… alles andere kann man unterwegs kaufen.

Welche Pannen gab es?

Das Übliche von gerissenen Zügen über verstopfter Vergaser bis hin zu Achsbrüchen hinten. Nichts, was man unterwegs nicht hätte reparieren können.

Welches Gepäckstück war dein wichtigstes?

Da gibt es mehrere. Einerseits die lange Kabelbinder, Draht, Unterhose, Kaffeekocher, Werkszeug, Zelt… Ich denke das sind die wichtigsten. Ich hatte so wenig dabei, dass alles ziemlich unverzichtlich war.

Was war das Unützeste was du dabei hattest?

Rückwirkend betrachtet vermutlich das Bärenspray, da ich es nicht gebraucht habe.

Wo und wie hast du übernachtet?

Sehr viel im Zelt auf BLM (Public Lands), an Tankstellen irgendwo im freien, auf Camp Grounds, Motels oder bei irgendwelchen Leuten, die ich kennen lernte auf dem Sofa.

Welche Begegnung ist dir besonders geblieben?

vermutlich als ich Scott und Jeremy von Flat Out Friday über den Weg gelaufen bin bei einem Flat Track race in Wisconsin.

In deinen Videos hast du überall wieder Menschen mit demselben Hobby getroffen, wie sind die Kontakte zu diesen Menschen entstanden?

Anfangs über Instagram und später hat sich das ganze einfach so ergeben. Es hatte sich in der Mopedszene herumgesprochen, dass ich unterwegs durch die USA bin-.

Auf was hättest du verzichten können?

Hunde!

Wie bist du im Harley-Land mit einem Mofa bei den Menschen angekommen?

Überraschend gut. Das Interesse an dieser Moped-Vagabund-Erscheinung war groß. Immer wieder wurde mir die Größe meiner angeblichen Eier bestätigt… Seh ich etwas anders. Ich hab´s einfach gemacht ohne darüber nachzudenken, was passieren könnte.

Welcher Landstrich/Region hat dir besonders gefallen und welche überhaupt nicht?

Das lässt sich nicht pauschal sagen, weil die einzelnen Staaten meist größer sind als Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen. Jeder Bundesstaat hat geile Ecken, aber auch genauso öde Momente. Texas war extrem zäh, weil starker Wind und nur geradeaus fahren, nicht gerade schön ist.

Wie war das für dich, als das Ende immer näher kam und du wusstest, dass die Reise nun zu Ende ist?

Naja, wenn ich meine letzten Jahre betrachte, gab es viele Reisen und Abenteuer…dieses war einfach etwas größer. Ich versuche nie daran zu denken, dass ein Trip zu Ende geht, weil dann fällt es schwer, den Moment zu genießen.

Wie ist es nach einem Jahr reisen, wieder in der «Normalität» zu sein?

Wochentage und landschaftliche Enge…. Das sind wohl die beiden Sachen, die mir bis jetzt noch nicht ganz leicht fallen. Das mit der Landschaftlichen Enge werden vermutlich auch nur die verstehen, die auf ähnlichen Pfaden gereist sind. und nein, in Europa wird man diesem Gefühl nicht nahe kommen.

Wie geht es nun Mofatechnisch weiter? Gibt es neue Reisepläne?

Wer weiß?! Lass dich überraschen.




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