Europatour#10 - es lag ja auf dem Weg

Endlich geht es wieder in den Süden. Der Abschied in Oslo viel nicht leicht, zwei Wochen bei so tollen Menschen zu leben und dann einfach davon fahren geht nicht. Ich wünschte mir ich hätte mein Zimmer in der WG gekündigt, so könnte ich noch ewigs da bleiben, geht nun aber nicht. Es geht an disem Tag in Richtung Malmö. Der Plan war da noch einmal legal Wildcampen. Natürlich ist an der Küste kurz vor Malmö alles Naturschutzgebiet und ich suche ewigs nach einer Möglichkeit mein Zelt irgendwo aufzustellen. Zum Glück finde ih dann nach zwei Stunden Suche ein Wohnmobilstellplatz wo ich mein Zelt daneben aufstellen kann. Wunderschön direkt am Meer. Man kann den Kreuzfahrtschiffen zuschauen wie sie den Hafen verlassen. Am nächsten Tag geht es in Richtung Hamburg. Ich habe mir da in St. Pauli ein Hostel gebucht. Zuerst überquerrte ich jedoch die Grosse Brücke von Malmö nach Dänemark, richtig Cool. Danch nahm ich die Fähre nach Pudgarden. Dies ist der schnellste Weg um von Schweden nach Deutschland zu gelangen. Das Hostel in Hamburg St. Pauli, nahe des Schanzenquartiers, war mir sehr sympatisch. Überall hängen Linksorientierte Sticker, der an der Reception hat eine so lange Leitung, dass man annhemen muss, dass er bekifft ist und die Betten müssen angeschrieben sein falls es eine Hausdurchsuchung gibt. Da fühlte ich mich wohl. Abends machte ich dann eine kleine Tour durchs Schanzenquartier. Ich habe mir in meinen Ferien angewöhnt einfach drauf los zu laufen. Klar, man sieht dann nicht alles, dafür ist das dass man entdeckt viel interessanter. Dieses Mal liess ich die KAmera im Hostel, ist noch etwas gemütlicher. Als ich dann zurück im Hostel bin trinke ich noch mit zwei Österreicher und einem Franzosen ein Bier und wir spielen Arschloch, ein Kartenspiel. Am Tag darauf bin ich auf dem Weg nach Wehrda, kommt euch dieses Dorf bekannt vor? Genau da wohnt Josh und ich war schon beim Hochfahren da. Als ich da ankam fand ich an der Tür ein Postit, "Hallo Lukas ich bin um 17:15 dann kannst mal reingehen", cool, es war zu diesem Zeitpunkt 17:20. Josh tauchte dann um 18:15 auf und wir gingen dann einkaufen, denn ich kochte an diesem Abend zum Dank Älplermakeronnen. In dem Wohnzimmer haben Josh und seine Freundin Joanna eine Karte wo alle Besucher eingetragen werden, die weisse Fahne in der Schweiz ist für mich, ein bisschen Grinsen musste ich schon. Am nächsten Tag ging es dann weiter nicht in Richtung Süden sondern in den Westen.



Es gibt tausende Gründe und Begründungen wieso ich meine Reisepläne wieder einmal etwas geändert habe, aber hier geht es mal nicht nur um mich. Von Wehrda aus fuhr ich in Richtung Calais. Calais liegt an der Meerenge zwischen Frankreich und England, am Ärmelkanal. An dieser Stelle können die Lastwagen durch den Tunnel unter dem Meer, nach England gelangen. Ich arbeitete da mit der Organisitation Utopia 56, die zusammen mit anderen Organisationen die Flüchtlingslager in und um Calais betreuen. Im Moment werden 1200 Flüchtlinge betreut. Kleine Randbemerkung, es werden Leute für den Winter gesucht, also wenn ihr Interessen habt einfach mal auf diesen Link klicken.

Das Hauptquartier besteht aus einer riesigen Lagerhalle. darin wird zum einen für die 1200 Flüchtlinge gekocht. Vegetarisch, so dass es alle essen können. Wir haben das selbe bekommen. Ich bin ja überhaupt kein Freund von fleischloser Kost, aber das Essen war richtig gut. Zum anderen werden sämtliche Spenden sortiert, geflickt, verpackt und vorbereitet. Das geht von Kleidungsstücken, Hygieneartikel bis zu Zelten, die zum Beispiel letzte Woche von einem festival in England gekommen sind.
Dann werden die Spenden vorbereitet damit sie dann am Mittag oder Abends an die Flüchtlinge verteillt werden können. Die Flüchtlinge werden in zwei Schichten Besucht. Am Mittag und Abends. Ein Dreierteam fährt dann jeweils am Mittag drei und Abends zwei Punkte an. In der Mittagsschicht wird Nur Tee serviert, zusätzlich wird wie am Abend der Generator hingestellt, damit sie ihre Handys laden können. Beim Generator gibt es auch noch eine Heisleimpistole mit der die Flüchtlinge ihre Schuhe flicken können. Am Abend wird noch zusätzlich zum Strom und Tee, Kleidungsstücke und Nachtessen geliefert. Kleidungsstücke werden abhänging was gerade vorhanden ist, jeden Tag andere gebracht. Das sind die Kleider die wir in die Kleidersammlung werfen und nicht mehr wollen. Das Nachtessen besteht aus einem Salat und zum Beispiel Reis mit Curry. Wenn sie Glück haben wird sogar noch Kuchen serviert. Nach einer Stunde wird der Generator abegestellt und der nächste Ort angefahren.
Es sieht auf den Fotos sehr chaotisch aus, jemand hatte anscheinende jedoch den Durchblick. Durch das schlechte Licht wurden die Fotos etwas dunkel.



In dieser einen Woche habe ich alles ein bisschen machen dürfen, nach einem 2 stündigen Preafing durfte ich sogar drei Mal mit zu den Flüchtingen. Am ersten Abend war ich etwas Nervös. Die Nervosität war dann bald verflogen, denn in diesem Moment ist die Freude über das lachende Gesicht nach dem ein Flüchtling Nachtessen oder ein paar neue Socken erhalten hat, grösser wie die Angst, dass sich diese Situation so schnell nicht ändern wird. Nach dem die Flüchtlinge gegessen und ihre Kleider erhlaten haben, konnten wir uns dann auch mit ihnen unterhalten. Sie waren sehr freundlich zuvorkommend und sprachen alle Englisch, Französisch oder sogar Deutsch. Keiner war besoffen, unter Drogen oder agressiv. Ganz im Gegenteil zu den lokalen Obdachlosen, die genau so Essen und Kleider erhalten haben, jedoch meist betrunken und sehr unfreundlich waren. Die Flüchtlinge sind in Calais weil sie nach England wollen. Manche versuchen dies seit mehr als einem Jahr. Leben in dieser Zeit auf der Strasse, das einzige was sie haben ist ihr Handy, und ihre Kleider die sie gerade tragen.
Übrigens mein Portemonnaie war immer in der hinteren Hosentasche und ist heute noch da!!



Neben dem sehr ernsten Teil hatte die Woche auch einen sehr schönen Teil. Alle die da arbeiten machen das Freiweillig alos ohne Lohn. Gelebt wird auf einem Camping in Bungalows. Ich habe so viele interessante Leute kennen gelernt. Mit sehr unterschiedlichen Lebenswegen und auch Ideen. Ich lebte mit Clement im Bungalow. Ein Franzose wie er im Buche steht. Während einem Konzert auf dem Camping traff ich Frank aus den Staaten, er fuhr mit einem 125er Motorrad durch Asien und ist nun auf dem Heimweg. An einer Abschiedsparty in einem Bungalow vom Küchenchef, traff ich Marie aus Frankreich die seit sie 18(mittlerweile 23) ist, am reisen ist. Vor unserem Bungalow lebt Thomas in seinem Camper, der nur im Camper wohnt. Als wir auf eine rückfahrgelegenheit vom Lagerhaus ins Camp warteten lernte ich Conny kennen. Sie war in Neusseland Lastwagenfahrerin auf einer Goldmine und Feuerwerfrau, bevor sie 2015 Neusseland verliess und seit dem in unterschiedlichen Freiwilligenprojekten mithilft. Ist man irgendwo bei der Arbeit quatscht man den nebn sich an und so bleibt die Arbeit auch sehr kurzweillig. So lernte ich auch Mad aus London kennen, als ich ihn fragte was er dann arbeitet, meinte er, er versuche genau das zu vermeiden. Die meisten Leute sind jedoch Studenten. Sehr schön war es auch am Abend an den Strand hinter dem Camping zu gehen und den Sonnenuntergang mit den Schiffen zu geniessen.



Es war eine strenge, intensive und emotionale Woche. Ich habe viele Leute kennen gelernt manche mit nur Hallo und ciau mit anderen habe ich jeweils meine Pause verbracht, zum Beispiel Hugo, der Spanier, eigentlich heisst er Bruno, das habe ich aber erst am letzten Tag gemerkt, falls du das liesst, sorry. Das Grinsen verlor ich die ganze Woche nicht. Es half mir sehr zu wissen dass das was ich den ganzen Tag mache anderen den Tag rettet. So war der Abschied am Donnerstag morgen auch nicht der einfachste. Der Plan war, kurz zurück ins Lagerhaus um allen ciau sagen zu können und noch einen Kaffe zu trinken. Ja nach ca. 2 Stunden sass ich dann endlich wieder auf dem Motorrad und musste mir die Augenpisse etwas verkneifen, ich wusste jedoch dass ich zurückkommen werde und den einen oder anderen hier wieder treffen werde. Ich freute mich jedoch wieder auf der Strasse zu sein und meine Eltern an diesem Wochenende zu treffen.


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