Willkommen zu meinem ersten Gastbeitrag auf Lukis Blog. Deswegen ganz kurz zu mir. Ich bin der bekloppte, der mit der Diesel, nach Ostafrika gefahren ist. Einen Bericht darüber findet ihr hier.
Anfang des Jahres haben Denise und ich, uns jeweils, eine Woche Urlaub, um unseren Geburtstag gelegt. Ende Mai ging es deshalb, bei schlechtestem Wetter, über die Berge an den Gardasee. Ansonsten war das Jahr von Motorschäden und anderen Pannen geprägt. Anfang November stand nun also mein Urlaub an. Eigentlich sollte es nach Mallorca oder in die Türkei gehen, um dort ein paar entspannte Tage Moped zu fahren. Leider gab das der Geldbeutel nicht mehr her.
Das erste Wochenende verbrachten wir zu Hause. Denise musste noch final gesund werden. Das Wetter und auch die Vorhersage ließ meine letzte Hoffnung an einen Mopedtrip sterben. Etwas deprimiert startete unsere Urlaubswoche. Wir planten einige Museumsbesuche und versuchten das Beste aus den nass kalten Novembertagen zu machen.
Gegen Mittag klingelt mein Telefon. Tobias (mein Chef) ruft mich aus seinem wohlverdienten Bali Urlaub an - Notfall in Spanien. Die nächsten zwei Wochen bin ich aber privat verplant. Das tut mir sehr leid aber so ist das halt manchmal.
Einen Moment danach, schießt mir eine Idee in den Kopf, wie eine Kugel aus nächster Nähe. Ich zögere einen Moment und traue mich dann doch zu fragen. Denise ist von der Idee sehr angetan, einen Teil der Kosten durch den Job zu finanzieren und somit doch noch zu unserem Spanienurlaub zu kommen.
Ein paar Telefonate später ist alles klar, die Flüge werden gebucht und die Mopeds werden geblockt.
Am Abend geht es noch nach Seligenstadt und Dienstagmorgen sitzen wir bereits am Flughafen. Nach einem ruhigen Flug und einer kurzen Uberfahrt, sind wir fast bereit aufzusatteln. Diesmal haben wir bei Malaga Moto Rent bzw. Autos Lido gemietet. Die Deposit- und Selbstbeteiligungsregeln scheinen mir hier fairer zu sein, als bei Hertz im Februar. Außerdem haben sie auch günstigere Töfflis, wie zum Beispiel unsere Himalayans. Eine 1250GS oder Harley XY und co. gibt es natürlich auch.
Meine Maschine ist etwas älter, hat noch keinen KAT, einen Choke und knapp 30.000km auf der Uhr. Als erstes fällt mir die Bremse auf, welche sich ganz seltsam anfühlt. Irgendwas stimmt da nicht und auch die Bremsleistung wird zu wünschen übrig lassen. Denise hat ein neueres Modell mit ca. 10k km und ist allgemein in einem besseren Zustand. Ansonsten sind beide optisch keine Augenweide aber Reifen, Gabel, etc. passt alles.
Meine Eindrücke werden sich also auf ein ausgelutschtes, mäßig gut gewartetes Motorrad beziehen. Nehmt es also nicht persönlich, wenn ich auch mal etwas mecker. ;)
Die Kisten sind mit einem hässlich, praktischem Topcase ausgestattet. Ich habe natürlich meine Spanngurte vergessen und der Versuch noch schnell welche zu bekommen bleibt erfolglos. Wir müssen aber dringend los, um nicht ganz im Dunklen nach Cordoba zu fahren. Ich nehme meine Tasche also huckepack und mein Rücken wird es mir am Ziel "danken". Ohne Umwege nehmen wir die Schnellstraße. Lediglich einen kleinen Stopp an einer Tankstelle legen wir ein, um etwas unter die Kombi zu ziehen.
In Cordoba beziehen wir eine kleine Wohnung, 100m entfernt vom historischen Stadtzentrum.
Mit Essen werden wir in einem kleinen Restaurant, am Fluss versorgt. Wir fühlen uns etwas underdressed aber es schmeckt wirklich vorzüglich und auch die Rechnung am Ende ist mehr als angemessen. Wir beenden den ersten Tag mit einem mini Spaziergang zur Wohnung.
Der Wecker klingelt früh. Der heutige Tag steht leider ganz im Sinne der Arbeit. Kurz vor der Firma sehe ich kurz die Sonne über den Horizont blitzen. Als ich sie verlasse, hat die Sonne sich bereits wieder verkrochen. Denise macht einige Besorgungen, zum Beispiel Spanngurte kaufen und kommt mich in der Mittagspause besuchen.
Abends kann man mich eigentlich nur noch in die Ecke stellen. Wir beschließen in einer, der nahe gelegenen, Bars zu essen, der Bar Miguelito. Die einfache Einrichtung, mit Plastikstühlen und Papiertischdecken läd zunächst nicht wirklich ein. Allerdings ist das unser Tipp, um abends in der Stadt zu essen. Das Essen war wirklich super, der Wein auch und der Kellner so authentisch und herzlich, obwohl wir uns quasi nicht verstanden haben.
Auch heute klingelt der Wecker wieder früh. Ich bin auf Abruf und warte noch auf Teile. Keine Nachricht, heißt erstmal Zeit zur freien Verfügung. Also noch mal die Augen zu machen und dann Werkzeug + Arbeitsklamotte ins Moped schmeißen. Wir verlassen die Stadt Richtung Norden und schwingen unsere süßen Hintern in die Berge. Das Wetter ist mit 20-25 Grad bombastisch und die spanischen Straßen enttäuschen natürlich nicht. Die Enfields haben ein sehr einfaches Handling, ähnlich zu einer 125er. Leider muss ich dasselbe auch über den Motor sagen. Ich fahre oft, grade bergauf, kurz vorm Begrenzer. Dazu sei gesagt, Denise ihre hat etwas mehr Power aber der Gamechanger ist das auch nicht. Die bescheidene Vorderradbremse nervt vor allem in steilen abwärts Passagen und irgendwas klappert immer. Bei mir vom Tacho/Lampe, so genau konnte ich das nicht lokalisieren und bei Denise ein Blech am Auspuff.
Dennoch genießen wir die Fahrt mit unseren kleinen Klapperkisten sehr. Das Kurvenjagen macht richtig Spaß und auch der Auspuff, sieht nicht nur richtig klasse aus, sondern klingt auch noch richtig gut.
Langsam knurrt uns aber der Magen und wir halten im nächsten Städtchen, bei der ersten Gelegenheit. Wir bekommen knusprig gebackenes Brot, dazu Olivenöl, Schinken und frische Tomatensoße. Genau das richtige, um gleich weiter in die Berge zu düsen. Bis jetzt kam auch noch kein Anruf, also geht es ohne Rücksicht auf Verluste, weiter in die Berge.
Die Straßen sind mir, von meinem letzten Einsatz, noch wohl bekannt und ich spiele den Tourguide. Immer wieder machen wir kleine Stopps, um die Landschaft zu genießen, das Telefon zu checken und uns zu sagen wie geil es ist hier zu sein und was wir doch für ein Glück haben.
Zurück in der Zivilisation, beenden wir unseren Tag mit einem Kaffee. In die Moschee schaffen wir es auch diesmal nicht. Zu viel Zeit haben wir heute in den Bergen verbracht. Den Abend schlendern wir ein letztes Mal durch die Altstadt.
Jetzt muss ich aber noch mal richtig Arbeiten. Zum Glück sind die Teile pünktlich geliefert worden. Ich baue alles ein und versuche noch etwas Schadensbegrenzung zu betreiben. Mehr geht aktuell leider nicht. Gegen 16 Uhr werde ich von der Madame abgeholt und wir fahren gen Granada.
Wir erreichen die Stadt leider erst eine Stunde nach Sonnenuntergang. Quartier beziehen wir in einem Hotel, ganz in der Nähe der Alhambra.
Nach einer sehr komfortablen Nacht und einem reichhaltigem Frühstück, werfen wir einen Blick aus dem Fenster. Die Gipfel der Sierra Nevada sind schneebedeckt. Es wird also kalt.
Wir sehen jedoch auch, wie Busse voller Menschen und Regenschirmführern ausgekippt werden. Das reicht uns. Wir beschließen gleich die warmen Sachen an zu ziehen und die Kultur mal wieder hinten runter fallen zu lassen. Immerhin wird es auch super früh dunkel.
Wir lassen die Menschenmassen zum Glück recht schnell hinter uns. Das ist das Spanien, was ich/wir lieben. An einer kleinen Tankstelle halten wir und nehmen eine kleine Stärkung zu uns. Ich mag diese kleinen Tankstellen, die auch Dorfladen, Bar, Restaurant in einem sind und einen, bei einem Besuch, 50 Jahre in die Vergangenheit schicken. Hier beschließen wir eine der unzähligen Schotterstraßen zu nehmen. Zuerst müssen wir durch das kleine Dorf, was super eng, verwinkelt und steil ist. Dennoch sind sehr viele Menschen unterwegs und beäugen uns komische Besucher doch etwas kritisch. Nach einer Weile spaß auf Schotter, endet unser Ausflug in einer Sackgasse. Es geht also genau so zurück und auf einem kleinen Sträßchen weiter.
Leider zieht es sich, vorm Puerto de La Ragua, richtig zu. Fröstelnd fahren wir durch die Wolken, ohne die tolle Aussicht genießen zu können. Auf der südlichen Seite der Berge, reißen die Wolken auf. Es wird plötzlich schön warm und wir haben einen grandiosen Blick ins Tal. Im ersten Ort halten wir, um zu tanken und essen Mittag im Lokal neben an. Den Namen der Speise krieg ich, beim besten Willen, nicht mehr zusammen. Es ist eine Schüssel mit Couscous, Tomaten, Paprika, Chorizo, Blutwurst und Fischen. Als Nachtisch noch einen Schokokuchen und weiter geht die lustige Fahrt.
Ziel für heute ist die Küste. Für die grandiose Ferienwohnung mit Meerblick, war ich -Schande über mich- zu langsam. Also nehmen wir einfach etwas Günstiges im Stadtzentrum und reizen das Tageslicht zum Fahren aus. Die letzten Serpentinen, runter ans Meer sind wir leider schon in dichten Nebel gehüllt und verpassen damit die Aussicht. Zu Abend essen wir in einem hübschen, marokkanischem Restaurant. Leider ist die Verständigung nicht so einfach und wir bekommen am Ende 3 Hauptgerichte ohne Beilagen. :lol: Das Problem lässt sich natürlich auch Lösung obwohl wir diesmal dann doch auf den Nachtisch verzichten.
Schneller als gedacht, bricht auch schon der letzte Sonnenaufgang über uns herein. Wir satteln ein letztes Mal unsere Pferde und verlassen das Meer erst einmal wieder in die Berge. Heute haben wir auch ein paar schnellere Passagen, sprich größere Straßen auf unserer Route. Dort kommt der Motor der Enfield wirklich an seine Grenzen. Es ist recht viel los. Wahrscheinlich macht auch der Spanier gerne mal einen schönen Sonntagsausflug. Oft ist aber nicht an überholen zu Denken und das nervt mich schon ziemlich. Versteht mich nicht falsch. Klar meine Diesel ist noch um einiges langsamer aber dort fühle ich das mehr. Das Verhältnis von Coolnes, zu Leistung stimmt, für mich bei der Himalayan, einfach nicht. Das Doppelte an Leistung hätte ihr wahrlich gut getan. Dann wäre das ein eins A, spaßiges Reisemoped ohne viel Firlefanz. Ich weiß, die neue hat mehr Leistung, sieht aber auch noch bescheidener aus. Die Alte finde ich dafür gar nicht mal soo hässlich.
Nach nun rund 1000km im Sattel, möchte ich auch noch kurz ein paar Worte zur Sitzposition verlieren. Es ist vergleichbar mit einer GS. Der Sitz könnte für mich, mit meinen 1,92m, eine ganze Ecke höher sein. Das Windschild würde ich glaube komplett weg lassen. Das Dröhnen, unter meinem Helm, ist bei 90 km/h+ kaum auszuhalten.
Ansonsten finde ich das Moped echt praktisch und für den Preis kann man wirklich nicht meckern. Beim nächsten Mal würde ich aber, wenn verfügbar, eine 650er V-Strom oder ähnliches nehmen. Das wäre mir den Aufpreis von 10-20€ am Tag wert. Einfach, um auch längere Etappen entspannter überbrücken zu können. Ich habe leider nicht mehr endlos Zeit, wie in Afrika.
Die Rückgabe erfolgte, nach einem tollen Tag durch die Berge und an der Küste entlang, problemlos.
Unser Fazit: Gerne wieder!!! Preis/Leistung vom Vermieter war echt Fair, die Enfields sind auch cool gewesen und Südspanien ist einfach immer eine Reise wert. Besonders für ein/zwei Wochen Winterflucht aus Deutschland.
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