Im ersten Teil des Interviews mit David Jenny, CEO und Mitgründer von Enduristan, ging es um die Marke Enduristand, ihre Geschichte und was sie aussmacht. Im zweiten Teil möchte ich die Frage "was macht Enduristan?" beantworten.
Was hebt sie von anderen Marken ab?
Wie gesagt, dass wir wasserdicht sind ohne, dass man das Produkt wasserdicht machen muss. Zum anderen ist es der Gewichtsvorteil und die Robustheit.
Was ist euer aktuelles Flaggschiff?
Das ist sicher die Satteltasche Blizzard 2. Vorher war das Flaggschiff die Blizzard 1, was ein ganz tolles Produkt ist. Eine leichte Satteltasche für kleine bis mittelgrosse Sportenduros. Mit dem Blizzard 2 haben wir nun dieses Produkt massiv überarbeitet.
Wir haben einen neuen Aussenstoff. Ich behaupte dies ist der robusteste Stoff, der in unserer Branche im Moment eingesetzt wird. Wir haben dies auf unseren Abriebprüfstand getestet, mit unseren Stoffen und diesen von Mitbewerbern, und unser Material hält 23% länger, wie das Material des besten Mitbewerbers. Dazu kommt beim Blizzard 2 ein neues System, bei dem man Aussentaschen montieren kann. Wir stellten fest, dass die Kunden gerne aussen kleine Taschen haben, wo sie schnell drankommen können. Es können auch Benzinflaschen montiert werden, damit diese nicht innen beim Essen sind. Schlussendlich haben wir ein System entwickelt, bei dem der Riemen, den man unten am Fussraster montiert, bei einem Sturz abreisen kann, ohne dass die Tasche beschädigt wird. Wir dachten immer der Blizzard 1 ist zu wenig robust, weil er immer an dieser Stelle zerriss. Wir massen dies dann auf einem Prüfstand nach und kamen zum Ergebnis, dass die Stelle bei 210 kg riss. Was nicht wenig ist. Nachdem wir verschiedene Arten, mit anschrauben oder annähen, ausprobiert hatten, um den Riemen zu befestigen, dachten wir uns wir machen ein System, das abreisen kann. Es zerreisst nicht mehr die Taschen, sondern nur noch ein Teil der Schnalle. Du hast dann ein Ersatzteil mit dabei, dass du ganz einfach austauschen kannst. So ist der Riemen in kurzer Zeit wieder montiert. Das geht keine Minute und wir merken auch, dass das die Leute cool finden. Ich denke das ist wirklich ein neuer Ansatz, um das Problem zu lösen. Wir haben einen anderen Mitbewerber, der sagt, wenn du stürzt, geben wir dir eine neue Tasche. Das ist eigentlich ein mega cooles Versprechen, nur hilft es dir nichts, wenn du irgendwo in Afrika im Busch einen Sturz hast und die Tasche kaputt ist. Bei uns fädelt man den Riemen ein, montiert das Ersatzteil und man kann weiterfahren.
Was ist der Vorteil der Taschen gegenüber Koffern? Was der Nachteil?
Ich sehe drei Vorteile. Der Gewichtsvorteil, das geringere Verletzungsrisiko und der dritte ist die Reparierbarkeit. Ein verbogener Alukoffer bringst du nie mehr dicht.
Ein Argument von den Kofferbefürwortern, ist, dass man sie abschliessen kann. Dies ist beim Softgepäck eher schwierig, oder?
Diese Frage ist so alt wie unsere Firma oder wahrscheinlich noch älter. Ich weiss, dass dies viele Kunden so nicht sehen und dass muss ich respektieren. Meine Erfahrung ist, mir ist noch nie etwas gestohlen worden auf einer Reise. Weder in diesen Aboriginal-Communitys von welchen dich alle Australier warnen, noch irgendwo in Marokko oder Tunesien. Der Grund liegt da drin, dass man zum Klauen ein Gepäckstück öffnen muss und diese Hemmschwelle ist relativ gross. Was du bei unseren Taschen machen kannst, die an die Kofferträger kommen (Monsun Evo), du kannst einen Sicherungsriemen über die Tasche montieren und abschliessen. Aber auch da sagen die Leute oft «Ja, aber man kann ja die Tasche aufschneiden». Ja das kann man, aber da ist eine gewisse kriminelle Energie dahinter, die auch reichen würde eine Alukoffer aufzubrechen. Mein privates Empfinden ist, dass auf diesen Reisen viel weniger gestohlen wird, wie wir Angst haben. Die meisten Menschen auf dieser Welt sind ehrliche Leute, egal wohin du gehst.
Kann man die Taschen reparieren?
Da muss ich ganz offen zugeben, an diesem Punkt möchten wir uns noch verbessern. Wir haben die Schwierigkeit, damit die Taschen wasserdicht sind, werden sie geschweisst. Nicht genäht, nicht geklebt, verschweisst. Das kann man im Busch leider nicht selber reparieren. Was wir haben, sind Reparatursets mit Stoffpads und Faden. Dann kann man das nähen und mit Symgrip, braucht man auch zum Campingmatten flicken, die Nächte abdichten. Das kann man machen aber sieht danach nicht mehr gleich schön aus. Dass man ein Loch im Stoff hat, ist aber auch selten. Was wir bei den neuen Produkten darauf achten, ist, dass wir möglichst wenig angenähte Riemen haben, die abreisen können, sondern dass die so montiert sind, das auswechselbare Schnallen brechen können. Diese kann man wiederum einfacher austauschen. Das ist jedoch definitiv ein Punkt, wo wir uns verbessern möchten. Aus Nachhaltigkeitsgründen, aber auch weil es für den Kund ein besseres Produkt ist, wenn er unterwegs eine Schnalle tauschen kann und wieder ein einsatzfähiges Produkt hat.
Gibt es Garantie?
Ja die Produkte haben 5 Jahre Garantie. Auf Hersteller und Materialfehler.
Wo wird produziert? Was können sie zum Thema Nachhaltigkeit sagen?
Ein Thema, das uns bei Enduristan sehr wichtig ist, weil wir uns auch die Frage stellen, was hinterlassen wir? Da müssen wir auch etwas in die Welt rausschauen. Wir verkaufen die Marke weltweit und da müssen wir einfach feststellen, dass wenn wir die Tasche einem Europäer verkaufen und sie kaputtgeht, dann wird sie entsorgt und in den meisten europäischen Länder landet sie dann in einer Kehrichtvebrennung. Daraus wird vielleicht noch Energie gewonnen oder es wird mit der Abwärme geheizt wie hier in der Stadt Winterthur. Aber in den USA kommt die kaputte Tasche einfach auf eine Deponie. Da müssen wir uns überlegen wie produzieren wir, dass der Schaden so klein wie möglich ist. Bei einem Produkt gibt es zweimal einen Schaden, wenn es hergestellt wird und wenn es entsorgt wird. Da können wir an zwei Orten ansetzen, zum einen welches Material verwenden wir, da sind wir jetzt dabei von PVC wegzukommen und gehen zu TPU. Das war ein langer Prozess, den PVC war lange viel abriebfester und das haben wir für unsere Produkte einfach gebraucht. Nun gibt es TPU-basierte Stoffe, die in der Abriebfähigkeit gleich gut sind oder sogar besser, sie sind einfach teurer. TPU ist einfach viel ökologischer in der Herstellung und auch beim Entsorgen. Und das zweite, was wir machen können und das ist fast wichtiger: Dafür sorgen, dass die Tasche möglichst lange hält. Das ist zwar wirtschaftlich nicht sehr interessant. Auch wenn manchmal einer unsere Händler augenzwinkernd meint, es wäre besser, wenn der Kunde nach drei Jahren eine neue Tasche benötigt, ist dies einfach nicht unsere Philosophie, wir wollen, dass die Tasche möglichst lange hält. Darin ist auch die Reparierbarkeit, dass man sie nach einem Sturz noch reparieren und weiterverwenden kann.
Wenn man irgendwo in Timbuktu umfällt, könnt ihr überall hin liefern?
Also Timbuktu ist natürlich ein super Beispiel, denn es gibt ja keinen Kontinent, ausser Afrika, wo du nicht in jedem Dorf jemanden findest, der dir eine solche Tasche nähen kann. Die haben oft noch Schuhmacher, die dir noch Leder nähen können. Aber abgesehen von dem, machen wir das, wir haben schon Taschen irgendwo nach Lateinamerika oder nach Afrika geschickt. Die Schwierigkeit ist, gerade in Afrika leider, es hängt am Schluss vom Kurier ab, ob dann die Tasche ankommt. Wir haben schon Pakete nach Lateinamerika geschickt und dann bleibt es einfach im Zoll hängen und der Zoll gibt es nicht frei, da können wir dann leider auch nichts machen. Es ist schwierig aber wir probieren es und machen das auch. Du kannst dir vorstellen, wenn wir ein Paket mit DHL nach Nikaragua schicken, da verdienen wir nichts mehr daran aber das macht nix, das machen wird.
Das zweite, was wichtig ist, wir haben mit unseren Importeuren eine vertragliche Regelung, dass sie jegliche Garantiefälle von jedem Kunden bearbeiten müssen. Auch, wenn das Produkt nicht bei ihnen gekauft wurde. Wenn du nach Australien fährst mit deinem Motorrad und du einen Schaden mit unseren Produkten hast, dann behebt dir unser australischer Partner diesen Schaden.
Wie viele Niederlassungen gibt es Weltweit?
Das sind etwa 30 im Moment. Das Problem ist, genau dort wo es interessant ist Motorrad zu fahren, in Tadschikistan, in Angola oder in Venezuela, haben leider keine Vertretung.
Ich werde die Produkte von Enduristan für euch testen und darüber schreiben. Wenn ihr mich dabei unterstützen wollt, dann schaut euch unter folgendem Link die Produkte von Enduristan an und vielleicht hat es ja auch etwas für euch.
https://enduristan.ch
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